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[Modellversuch CLIBS][Empfehlung]

 

 
Überlegungen
Erfahrungen
Empfehlungen
zum selbstgesteuerten Lernen
 
des Modellversuchs CLIBS zur nachhaltigen Implementation der Projektergebnisse
 
Warum ist selbstgesteuertes Lernen derzeit so interessant?
Wissensexplosion / Wissensveraltung
Informations- und Kommunikationstechniken
Perspektivenwechsel
Selbststeuerung ist auf allen Stufen des Bildungssystems wichtig
Was ist selbstgesteuertes Lernen?
Was ist selbstgesteuert am selbstgesteuerten Lernen?
Welche Anforderungen stellt selbstgesteuertes Lernen?
Wie kann selbstgesteuertes Lernen gefördert werden?
Zum selbstgesteuerten Lernen motivieren!
Medien einsetzen!
Schulentwicklung
 
Empfehlungen
 

Ein großer Vorzug der neuen Medien liegt in den Möglichkeiten des selbstgesteuerten Lernens. Multimediale Anwendungen sind für selbstgesteuertes Lernen geeignet, weil sie eine hohe Adaptivität in Bezug auf die Lernsituation aufweisen. Sie ermöglichen die Eigenaktivität bei der methodischen und inhaltlichen Auswahl durch die Lernenden und können auch kooperierende Lernformen unterstützen. Dem Lernenden ist es dadurch möglich, eigenverantwortlich mit den netzbasierten Informations- und Kommunikationsumgebungen in der neuen Lernsituation umzugehen.

Die digitale Lernumgebung eröffnet viele neue Möglichkeiten gerade für das selbstgesteuerte Lernen - weil sie es den Lernenden ermöglicht, relativ leicht und schnell ihr Lernen selbst zu planen, in Gang zu setzen, zu kontrollieren, zu evaluieren und das erworbene Wissen zu verwalten.

Neue Medien schaffen neue Möglichkeiten des Umgangs mit Informationen und des Erwerbs von Wissen in Schule und Unterricht.

Der Modellversuch befasste sich mit der Integration von selbstgesteuerten Lernphasen in den Unterricht der beruflichen Schule. Zugleich war eine Veränderung des herkömmlichen Unterrichts intendiert - beides bedingt einander.

Das Vorhaben ging der Frage nach, ob und unter welchen Bedingungen die Integration selbstgesteuerter Lernphasen in den Unterricht die Herausbildung der Kompetenzen unterstützt, die für ein selbstgesteuertes und entdeckendes Lernen notwendig sind.

Der Versuch orientierte auf eine kontrollierte Öffnung traditioneller Lehr- und Lernstrukturen in Richtung problemorientierter Lernumgebungen, kooperativer Lernarrangements, einer Selbststeuerung bei der Zielsetzung und der Suche nach Lösungswegen sowie der Selbstverantwortung für das Lernergebnis.

Warum ist selbstgesteuertes Lernen derzeit so interessant?                             
Das Thema „selbstgesteuertes Lernen“ genießt derzeit eine hohe Wertschätzung. Im folgenden werden einige Gründe dargestellt, warum dies so ist.
 
Wissensexplosion / Wissensveraltung                                                                      
In vielen beruflichen Bereichen führen gesellschaftliche, technische und wissenschaftliche Veränderungen zu einer raschen Erneuerung bzw. Veralterung beruflich relevanten Wissens. Dies führt zusammengenommen zu einem großen Trainingsbedarf, der durch Lehr-/Lernformen, die nach dem Schulklassenmodell funktionieren (ein Lehrer unterrichtet eine Gruppe von Lernenden, wobei alle Beteiligten über längere Zeit physisch am selben Ort anwesend sind) kaum mehr zu decken ist. Wenn Inhaltswissen schnell veraltet, dann ist es eine wichtige Aufgabe der Schule, auch für die Entwicklung solcher Fähigkeiten und Fertigkeiten Sorge zu tragen, die weiteres Lernen ermöglichen.
 
Informations- und Kommunikationstechniken                                                        
Die Entwicklung von Informations- und Kommunikationstechniken hat der Diskussion um selbstgesteuertes Lernen großen Auftrieb gegeben, da nun Technologien – Stichwort Multimedia – zur Verfügung stehen, die ein großes Potential für die Unterstützung selbstgesteuerten Lernens haben. Sie schaffen durch ihre Möglichkeit, orts- und zeitflexibles Lernen zu organisieren, häufig überhaupt erst die Voraussetzung für selbstgesteuertes Lernen. Sie ermöglichen die Entwicklung reichhaltiger Lernumgebungen, etwa durch die Integration von gesprochener / geschriebener Sprache, stehender und bewegter Bilder. Sie lassen komplexe Lernaufgaben und Handlungsformen zu, z.B. simulieren, visualisieren, präsentieren, kommunizieren. Allerdings: Dieses Potential will erst realisiert sein. Es wäre falsch anzunehmen, dass der Einsatz neuer Lerntechnologien gleich selbstgesteuertes Lernen garantiert. Hinzu kommt, dass sie auf Seiten der Lernenden entsprechende Kompetenzen erfordern.
 
Perspektivenwechsel                                                                                                     
Das Interesse am selbstgesteuerten Lernen ist auch eine Folge des Wechsels vom Lehren zum Lernen.
Selbststeuerung ist auf allen Stufen des Bildungssystems wichtig                 
Die Fähigkeit, für den einen oder anderen Aspekt des Lernens selbst Verantwortung zu übernehmen, ist auf allen Stufen des Bildungssystems wichtig, zumal die jeweils nächste Stufe (allgemeine Bildung, berufliche Bildung usw.) diese Fähigkeit in zunehmendem Maße voraussetzt.
 
Keines der hier vorgestellten Begründungsargumente für selbstgesteuertes Lernen ist völlig neu. Tatsächlich wurden die meisten bereits in den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts (!) vorgetragen. Was die derzeitige Diskussion um das selbstgesteuerte Lernen von früheren Diskussionen unterscheidet, ist nach unserer Einschätzung zum einen der derzeit starke Druck „von außen“, von Gesellschaft, Politik und Wirtschaft auf die Schule, sich für selbstgesteuertes Lernen zu öffnen. Zum anderen hat sich die technologische Situation grundlegend geändert: Mit den heute verfügbaren Technologien (Multimedia) kann man Umgebungen für selbstgesteuertes Lernen realisieren, von denen frühere Generationen von Bildungsplanern, Instruktionsdesignern, Medienentwicklern usw. „nur träumen“ konnten.
 
Was ist selbstgesteuertes Lernen?                                                                            
Selbstgesteuertes Lernen ist eine komplexe und facettenreiche Tätigkeit. Es müssen Entscheidungen über Lernziele (woraufhin?), über Inhalte (was?), über Lernressourcen (Medien, Lernmittel), über zeitliche Aspekte (wann?) und über methodische Aspekte (Verarbeitung des Lerninhalts, wie?), über die Art und Weise der Feststellung der Lernzielerreichung (Evaluation) des Lernens getroffen werden.
 
Was ist selbstgesteuert am selbstgesteuerten Lernen?                                       
Wie viele der genannten Aspekte des Lernens müssen / dürfen in der Verfügung der Lernenden stehen, damit man noch von selbstgesteuertem Lernen sprechen kann? Der Facettenreichtum von Lernen legt nahe, dass Selbststeuerung „pur“ und Fremdsteuerung „pur“ hinsichtlich aller relevanten Facetten in der Praxis selten vorkommen. So verbleiben den Lernenden auch im vorwiegend fremdgesteuerten Frontalunterricht Freiheitsgrade der Selbststeuerung, etwa bei der Aufnahme und Verarbeitung des Stoffs. Selbst Autodidakten setzen sich mit dem Griff zum Lehrbuch oder zur Ratgeberliteratur der Didaktik eines anderen und damit einer mehr oder minder milden Form der Fremdsteuerung aus.
 
Extreme Formen der Selbst- bzw. Fremdsteuerung beim Lernen sind auch nicht sehr effektiv. Selbständiges Lernen ohne qualifizierte Voraussetzungen auf Seiten der Lernenden führt zu Defiziten und zu Misserfolgserlebnissen.
 
Die Realisierung des selbstgesteuerten Lernens führte zur Änderung der Lehrerrolle, sie führt nicht zu einer Abwertung des Lehrerberufs oder macht diesen gar überflüssig. Unsere Erfahrungen zeigen, dass Lehrende, die sich als Lernberater und Moderatoren für selbstgesteuertes Lernen bewährt haben, sich durch hohes Fachwissen, große Geduld, Wissen über Lern- und Lösungswege und die Fähigkeit zur Beurteilung des Lernfortschritts auszeichnen.
Als Ergebnis unserer Erfahrungen aus dem Modellversuch kann man festhalten: Selbstgesteuertes Lernen ist nicht immer Selbststeuerung „pur“ und pädagogische „Profis“ sind beim selbstgesteuerten Lernen keineswegs überflüssig.
 
Welche Anforderungen stellt selbstgesteuertes Lernen?                                    
Beim Lernen wird neue Information aufgenommen und in sozialen und individuellen Verarbeitungsprozessen in Wissen transformiert. Hierfür sind die folgenden Lernstrategien nützlich:
  • Enkodierstrategien, die dazu beitragen neue Information dauerhaft zu speichern. Eine der besten Enkodierstrategien ist, etwas zu verstehen zu versuchen. Dies erfordert einen aktiven Umgang mit dem neuen Wissen, beispielsweise es mit vorhandenen Wissen zu verknüpfen, seine Struktur zu analysieren, es auf das Wesentliche zu reduzieren, Schlussfolgerungen aus dem neuen Wissen zu ziehen, es anzuwenden usw.
  • Erhaltungsstrategien, z.B. Wiederholen und Üben, die verhindern, dass bereits Gelerntes im Gedächtnis „verblasst“ oder gar „zerfällt“.
  • Abrufstrategien, die den gezielten Abruf von Gelerntem aus dem Gedächtnis unterstützen, z.B. durch die Nutzung von Gliederungen, Stichwortlisten, Schemata, und anderen Abrufhilfen.
  • Wissensnutzungsstrategien wie z.B. Schreiben, Diskutieren / Argumentieren, Probleme lösen, die die Anwendung des Gelernten unterstützen.
  • Kontrollstrategien, welche die situationsangemessene Planung („Wie packe ich dieses Problem an?“), Überwachung („Das habe ich nicht verstanden!“) und Regulation („Das muss ich nochmals versuchen“).

Diese Strategien des Wissenserwerbs und der Wissensnutzung sind ein wichtiger Aspekt der sogenannten „Methodenkompetenz“ von Lernenden.

Ob die Lernstrategien im konkreten Fall aktiviert werden, hängt in hohem Maße von Motivationsbedingungen ab, sowohl von solchen, die in der Person des Lernenden liegen, als auch von solchen, die in der Lernsituation liegen. Hinzu kommt, dass beim Lernen „ich-nahe“ Gedanken und Empfindungen – Freude über eigene Stärken wie Ausdauer, Zielstrebigkeit und Können, Frust über eigene Schwächen wie Unaufmerksamkeit, Desinteresse, mangelndes Durchhaltevermögen – das Selbstbild positiv oder negativ – im Wiederholungsfalle auch dauerhaft – beeinflussen können.
Beim Lernen interagieren wir in vielfältiger Weise mit unserer Umwelt, beispielsweise indem wir Bücher und andere Medien nutzen, externe Speicher anlegen (herkömmliche oder elektronische Notizen, Karteikarten, Zettelkästen), unseren persönlichen Lernarbeitsplatz organisieren usw. All dies kann mehr oder weniger gut geplant sein.
Beim selbstgesteuerten Lernen besteht eine wichtige „Managementaufgabe“ darin, die für das Lernen erforderliche Zeit bereit zu stellen. Lernen muss mit konkurrierenden Aktivitäten abgestimmt und einzelne Lernphasen müssen untereinander und in ihrem zeitlichen Verlauf koordiniert werden.
Multimediale Lernumgebungen können die Gelegenheiten zum selbstgesteuerten Lernen drastisch erweitern, indem sie den Zugang zu Lernressourcen erleichtern und damit zeit- und ortsflexible Wissenserwerbs- und Kommunikationsprozesse ermöglichen. Allerdings stellen sie auch neue Anforderungen an die Lernenden. Begibt sich ein „Selbstlerner“ auf die Suche nach Lernressourcen ins Internet, so erwartet ihn zunächst folgendes Problem:
  • „Die Spreu muss vom Weizen getrennt werden.“ Die wenigen Lernressourcen, die ihn wirklich interessieren und weiterbringen, müssen von der Vielzahl der „Websites“ getrennt werden, die für ihn gegenstandslos sind. Dies stellt hohe Anforderungen an seine Fähigkeit zur Relevanzeinschätzung, zur Informationsselektion und -organisation – alles Aktivitäten, für welche bei herkömmlichen Unterrichtsformen häufig Lehrende zuständig sind.
  • die geistige Auseinandersetzung mit dem eigentlichen Lerngegenstand und  die Bedienung der Technologie.

Insgesamt macht dies deutlich, dass selbstgesteuertes Lernen unter den Bedingungen der Neuen Medien nicht nur hohe Anforderungen an die Selbststeuerung stellt, sondern zusätzlich auch an die Medienkompetenz.

Neben der Medienkompetenz im engeren Sinne – verstanden als Fertigkeit zum „passiven“ (z.B. surfen) und aktiven Umgang mit der Technologie– spielt dabei die kritisch-konstruktive Medienkompetenz ein wesentliche Rolle.

Die bisher dargestellten Komponenten selbstgesteuerten Lernens sind alle noch kompatibel mit einem Verständnis selbstgesteuerten Lernens, bei dem Lernende sich – mehr oder weniger allein auf sich selbst gestellt – mit dem Lernstoff auseinandersetzen, liege dieser in Buchform oder als multimediales Lernprogramm vor. Eine solche Sicht wäre jedoch stark verkürzt, da schulisches Lernen zumeist in Anwesenheit anderer oder gar in gezielter Kooperation mit anderen stattfindet.

Lernen in sozialer Interaktion ist eine jener Strategien beim selbstgesteuerten Lernen, die das Lernen wirkungsvoll unterstützen können. Welches sind nun die Vorzüge des Lernens in Gruppen?

  • Lernen in Gruppen ist häufig anregender als Einzellernen. Jeder hat andere Ansichten, andere Vorkenntnisse, andere Ideen usw. Dies belebt und bringt einen selbst auf neue Ideen. Nicht zuletzt ist der "Gruppenvorteil" hinsichtlich der Kreativität und Qualität von Problemlösungen zurückzuführen.
  • Beteiligt man sich aktiv am Gruppengeschehen, so kommt man nicht umhin zu argumentieren und zu diskutieren. Dabei muss man sein Wissen explizit machen. Dadurch werden Wissenslücken und Verständnisschwierigkeiten offen gelegt. Das eigene Wissen wird so getestet und dabei mehr oder minder stark ergänzt und verändert.
  • Argumentieren und Diskutieren in Gruppen erfordert, dass man Wissen verständlich vorträgt, das man es strukturiert und organisiert, um die Diskussionspartner zu überzeugen. Dies trägt ebenfalls zur Klärung und Stabilisierung des eigenen Wissens bei.
  • In Gruppen sieht und hört man, wie andere sich verhalten, welche Problemlösungen sie anzubieten haben. Man lernt durch Beobachtung.
  • Eine Gruppe kann die Lern- und Durchhaltemotivation steigern. Eine gute Lerngruppe bietet soziale Unterstützung und trägt dazu bei, dass man dabei bleibt. Die besten "Motivatoren" sind für Menschen häufig andere Menschen!
  • Schließlich: Gruppensituationen sind nicht nur wichtige Wissenserwerbssituationen, sie sind zugleich wichtige und häufige Anwendungssituationen. Im beruflichen Leben besteht die Wissensanwendung häufig darin, anderen etwas zu erklären und sie zu überzeugen.

Diese Argumente machen deutlich, dass soziale Interaktion sozusagen alle der bisher behandelten Komponenten des selbstgesteuerten Lernens – Wissenserwerb / Wissensanwendung, Motivation, Nutzung von Ressourcen – beeinflussen kann. Doch diese Effekte stellen sich nicht von selbst ein. Auch das Lernen in Gruppen muss aktiv organisiert werden.

Wie kann selbstgesteuertes Lernen gefördert werden?                                       
Es gibt einige Gründe dafür, die gerade die berufliche Schule als besonders geeignet für die Entwicklung der Fähigkeit zum selbstgesteuerten Lernen erscheinen lassen:
  • Die Langfristigkeit schulischen Lernens: Selbstgesteuertes Lernen lässt sich nicht im Rahmen kurzfristiger Maßnahmen realisieren, seine Vermittlung muss langfristig angelegt sein.
  • Die Möglichkeit zur Kombination von Inhalts- und Strategievermittlung: Die berufliche Schule ist der Ort, an dem die Vermittlung von Lernstrategien in Kombination mit der Vermittlung von Inhaltswissen erfolgen kann.
  • Die Möglichkeit zum fachübergreifenden Transfer: In der beruflichen Schule besteht die Möglichkeit, die Kompetenz zum selbstgesteuerten Lernen fachübergreifend zu entwickeln.
Zum selbstgesteuerten Lernen motivieren!                                                              
Für die Förderung/Beeinflussung der Lernmotivation gibt es prinzipiell zwei Ansatzpunkte: die Lernsituation und / oder die Person des Lernenden. Im ersten Fall geht es darum, die Situation so zu gestalten, dass sie Selbststeuerung anregt. Im zweiten Fall geht es darum, die Person so zu beeinflussen, dass sie günstige Voraussetzungen, z.B. in Form von angemessenen Zielsetzungen und Selbstbewertungstendenzen, zur Bewältigung von Lernsituationen erwirbt.
Medien einsetzen!                                                                                                            
Die Realisierung von Formen selbstgesteuerten Lernens führt unausweichlich zur Umorganisation von Unterricht, zum Aufbrechen des Prinzips der Gleichzeitigkeit („Alle tun zum gleichen Zeitpunkt dasselbe“). Die Klasse organisiert sich für kürzere oder längere Zeit in Gruppen oder gar als „Einzellerner“, die unterschiedliche Themen / Projekte anhand unterschiedlicher Lernressourcen in unterschiedlichem Tempo bearbeiten. Dieses führt fast zwangsläufig zum Medieneinsatz, da die Lehrerin / der Lehrer nicht gleichzeitig bei allen Gruppen und allen „Einzellernern“ sein kann. Es müssen Quellentexte, Lehrtexte, Anschauungsmittel, Arbeitsblätter, audiovisuelle Medien, multimediale Lernprogramme usw. bereit gestellt, unter Umständen sogar selbst produziert werden. Und was genauso wichtig ist, die einzelnen Aktivitäten – Lernschritte, individuelle / Gruppenaktivitäten, Lernaufgaben, Arbeitsaufträge, Übungen, Auswertungsschritte, Präsentationen usw. – müssen zeitlich geordnet und in einem sinnvollen Skript, einem Leittext so dokumentiert werden, dass sich die Lernenden daran orientieren können. Welche Qualitätskriterien müssen nun Medien für selbstgesteuertes Lernen erfüllen? Selbstgesteuertes Lernen erfordert Medien, die Kognition, Motivation, und soziale Interaktion unterstützen, so dass die Lernenden weitgehend auf sich selbst gestellt damit zurechtkommen. Wichtig für die selbstinstruktionale Qualität von Medien sind:
  • Eine angemessene inhaltliche Gestaltung (angemessene Auswahl und Gewichtung der Inhalte; nicht zu wenige, nicht zu viele inhaltliche Überschneidungen zwischen Kapiteln, Begriffsverwendung innerhalb und zwischen verschiedenen Kapiteln, thematisch nachvollziehbarer Aufbau der Inhalte usw.).
  • Ein angemessener Einsatz von Wahrnehmungshilfen, d.h. von Maßnahmen, die die automatisch ablaufenden Wahrnehmungsprozesse steuern und unterstützen, z.B. Verwendung von Gestaltungsmerkmalen wie Farbe, Typografie und anderen grafischen Elementen beim Design von Print sowie Verwendung von Gestaltungsmitteln bei interaktiven Elementen von Multimedia- und Webangeboten.
  • Ein angemessener Einsatz von Erschließungshilfen. Hierzu zählen etwa Maßnahmen, die den Lernenden die Orientierung und den Zugang zu gesuchten Informationen innerhalb einzelner Medien erleichtern: im Falle von Printmaterial etwa eine klare Gliederung, ein Stichwortverzeichnis, formal ähnlich aufgebaute Kapitel usw.; im Falle von Multimedia Such- und Navigationshilfen, „geführte Touren“; bei netzbasierter Kommunikation nachvollziehbare Ordnerstrukturen usw. Hierzu zählen aber auch Orientierungshilfen für den Wechsel zwischen verschiedenem Arten von Lernressourcen, z.B. beim Übergang von Lehrtexten zu Multimediaprogrammen.
  • Ein angemessener Einsatz von Verarbeitungshilfen. Das sind Hilfen, die Verarbeitung und Anwendung des neuen Wissens unterstützen. Hierzu zählen beispielsweise kognitive Vorstrukturierung, eine verständliche Sprache, ausreichende und nachvollziehbare Beispiele, Strukturierungs- und Reduktionshilfen wie Begriffshierarchien, Flussdiagramme, Lernkontroll- und Problemlöseaufgaben, auf den Lerninhalt abgestimmte Anregungen / Aufträge zur Gruppenarbeit usw.

(„Angemessen“ bedeutet hier, dass es nicht darauf ankommt, alle erdenklichen Mittel zur didaktischen Optimierung von Selbstlernmedien bis zur Neige auszuschöpfen, was letztendlich zum „didaktischen Overkill“ führen würde, sondern dass es eher darum geht, aus der Vielzahl der möglichen Gestaltungsmittel, die für den jeweiligen Zweck geeigneten auszuwählen und diese einzusetzen.)

Medien für selbstgesteuertes Lernen sind in aller Regel nie so perfekt gestaltet, dass alle Lernenden auf alle auftretenden organisatorischen und inhaltlichen Fragen in den Medien selbst ausreichende Antworten finden. Deshalb sollten Umgebungen für selbstgesteuertes Lernen immer auch eine entsprechende Beratungs- und Unterstützungskomponente enthalten.

Medien sind nicht schon deshalb einzusetzen, weil sie neu sind, sondern deshalb, weil sich mit ihrer Hilfe bestimmte Ziele realisieren lassen, und weil sie spezifische Funktionen erfüllen, die andere unterrichtliche Mittel nicht erfüllen. Speziell was den Einsatz von Mutimedia und Internet als Ressourcen für selbstgesteuertes Lernen betrifft, so sind hier schwerpunktmäßig Lehrstrategien gefragt, die Eigenaktivität und Kooperation der Lernenden stimulieren. Die Grundzüge einer solchen Lehrstrategie sehen folgendermaßen aus:

  • Wechsel von lehrerzentrierten zu schülerzentrierten Aktivitäten (weniger Lehrervortrag),
  • mehr Kleingruppenaktivitäten,
  • weniger strukturierte Instruktion, mehr Aktivitäten,
  • weniger individualisierte Konkurrenzsituationen, mehr kooperative Aktivitäten,
  • Kooperative themenbezogene Recherche / Informationssuche im Internet mit anschließender Präsentation und Diskussion der Ergebnisse.
  • Paralleles Problemlösen: Gruppen arbeiten zunächst unabhängig voneinander an der Lösung eines Problems, tauschen dann später ihre Lösungen und Ergebnisse aus und diskutieren diese
  • Kooperative Produktentwicklung: Ein größeres Projekt wird in Teilprojekte aufgeteilt.
  • Jede Gruppe arbeitet parallel an Teilaufgaben.
  • Arbeitsteilige Simulation eines Projekts, jede Gruppe hat einen bestimmten Auftrag innerhalb des Ganzen zu erfüllen.
Schulentwicklung                                                                                                            
Es dürfte aus den bisherigen Ausführungen offensichtlich sein, dass es für eine nachhaltige Implementierung selbstgesteuerten Lernen in einer beruflichen Schule nicht ausreicht, dass sich die einzelne Lehrerin, der einzelne Lehrer dieses Themas annimmt. Diese müssen es selbstverständlich auch tun! Wenn es aber nicht bei „Insellösungen“ bleiben soll, dann ist eine explizite Politik auf Schulebene erforderlich, in der Ziele und Wege formuliert werden, wie in der betreffenden beruflichen Schule das Thema „selbstgesteuertes Lernen“ angegangen werden soll. Deshalb lautet die abschließende Empfehlung hier - „Schulentwicklungsprozesse einleiten!“
 
Empfehlungen                                                                                                                  

zu computergestützten Lehr- und Lernstrukturen in der

beruflichen Schule

Das Projektteam des Modellversuchs CLIBS hat auf der Grundlage der Erfahrungen des Projektes und seiner Evaluation folgende Empfehlungen zur nachhaltigen Implementierung der Projektergebnisse erarbeitet:

  1. Selbstgesteuertes Lernen als durchgehende Lernkultur in den Unterricht aller Berufe zu integrieren, dieses bedingt die Einführung von Lernfeldern und somit die Auflösung der Fächerstruktur
  2. Schaffung einer Lernumgebung in Form von
                            „Learning Centern“
    bestehend aus Computerarbeitsplätzen, Lerninseln, Plenumsraum und Handbibliothek um aus Angeboten aller Medien in einer offenen Struktur lernen zu können
  3. Weitgehende Abschaffung des Zeitregimes zugunsten längerer zusammenhängender Phasen für das selbstgesteuerte Lernen
  4. Bildung von „kleinen“ Lehrerteams je Beruf an den Schulen;
    Schulung dieser Teams laut Konzept zum „Transfer der Ergebnisse des Modellversuchs CLIBS zur Adaptierung der neuen Lernkultur“
  5. Veränderung der Organisation der Stundenplanung bzw. des Lehrereinsatzes zur Realisierung der durchgehenden Betreuung des selbstgesteuerten Lernens durch die jeweiligen Lehrerteams
  6. Planmäßige Durchführung gemeinsamer Teamsitzungen zur Gestaltung der Lernumgebung
  7. Flexibilisierung der Leistungsbewertung
    Anpassung der Notenbildung an die jeweilige Lernsituation
  8. Integration von CLIBS im die 2. Phase der Lehrerausbildung durch effektivere Vorbereitung der Referendare auf die veränderte Lehrerrolle sowie Verbesserung der Medienkompetenz unter besonderer Berücksichtigung der sogenannten „Neuen Medien“
  9. Veränderung der Prüfungsordnung
    Abschaffung der „programmierten Prüfung“
    Einführung von Prüfungen, die dem Schüler berufliche Handlungskompetenz attestieren

 

 

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